Gase: Planungs- und baubegleitendes Facility Management (FM)
Der Umgang mit technischen Gasen (z. B. Druckluft, Prozessgase, medizinische oder hochreine Gase) erfordert eine sorgfältige Planung und Überwachung während der Bauphase und darüber hinaus. Ein durchdachtes, planungs- und baubegleitendes Facility Management (FM) stellt sicher, dass alle sicherheits- und betriebsrelevanten Aspekte frühzeitig berücksichtigt werden. So können Risiken reduziert, Kosten optimiert und die spätere Betriebsphase effizient gestaltet werden. Ein professionell betreutes, planungs- und baubegleitendes Facility Management ist beim Umgang mit Gasen unverzichtbar. Durch eine frühzeitige Einbindung des FM in die Bau- und Anlagenplanung werden technische, sicherheitsrelevante und wirtschaftliche Aspekte optimal aufeinander abgestimmt. Das Ergebnis ist ein sicheres und effizientes Versorgungskonzept, das den laufenden Betrieb reibungslos unterstützt und zu niedrigen Ausfall- bzw. Instandhaltungskosten beiträgt. Darüber hinaus kann durch kontinuierliche Überwachung und Optimierung das Risiko von Störfällen oder Unfällen deutlich reduziert werden – ein wesentlicher Faktor für einen erfolgreichen und zukunftssicheren Betrieb.
Bedeutung eines planungs- und baubegleitenden FM für Gasanlagen
Vom ersten Entwurf über die Detailplanung bis zur Inbetriebnahme werden alle technischen, organisatorischen und sicherheitsspezifischen Anforderungen integriert.
Das Facility Management arbeitet eng mit Architekten, Fachplanern, Arbeitssicherheitsexperten und Behörden zusammen.
Frühe Identifikation von Risiken
Potentielle Gefahrenquellen (z. B. Leckagen, Explosionsrisiken, Kontamination) können bereits in der Planungsphase erkannt und durch geeignete Lösungen minimiert werden.
Einbezug von Normen, Richtlinien (z. B. TRBS, DGUV-Vorschriften, Gefahrstoffverordnung, Technische Regeln für Gase) und baurechtlichen Vorgaben.
Effiziente Betriebsabläufe
Bereits während des Baus wird darauf geachtet, dass die späteren Wege und Prozesse (Befüllen, Prüfen, Warten) optimal und sicher gestaltet werden.
Eine bedarfsgerechte Auslegung von Versorgungssystemen (z. B. Rohrleitungssysteme, Druckregelstationen) verhindert Über- oder Unterdimensionierung.
Bedarfsanalyse
Ermittlung der benötigten Gase (Art, Reinheitsgrad, Druck- und Mengenbedarf) in enger Abstimmung mit den Nutzerabteilungen (z. B. Produktion, Labor, Medizinbereich).
Prüfung, ob zentrale oder dezentrale Versorgung sinnvoll ist (z. B. Flaschenlager vs. Tankanlagen, Bündel vs. Leitungssystem).
Sicherheitskonzept
Ausarbeitung eines Explosionsschutzdokumentes (falls relevant) und Berücksichtigung von Zonen- und Ex-Anforderungen nach ATEX.
Ableitung von Schutzmaßnahmen wie Gaswarnanlagen, Belüftungssystemen, Über- und Unterdruckkonzepten, Not-Aus-Systemen.
Einbindung von Brandschutz- und Fluchtwegkonzepten.
Technische Auslegung
Planung von Rohrleitungen, Anschlusspunkten, Armaturen (z. B. Druckminderer, Ventile, Sicherheitseinrichtungen).
Sicherstellung ausreichender Kapazitäten und Redundanzen (z. B. Reservebehälter, zweite Versorgungsleitung).
Abstimmung mit Gebäudetechnik (Heizung, Lüftung, Klima), um Wechselwirkungen (z. B. Wärmeentwicklung, Luftaustausch) zu berücksichtigen.
Qualitätssicherung
Auswahl geeigneter Materialien (z. B. Edelstahl, Kupfer, PVDF) je nach Gasart und Reinheitsanforderung.
Regelmäßige Kontrollen, Dichtheitsprüfungen und Inspektionen bereits während der Bauphase.
Dokumentation und Nachweisführung (z. B. Schweißprotokolle, Prüfbescheinigungen).
Koordination der Gewerke
Enge Abstimmung zwischen Anlagenbauern, Installationsfirmen, Baugewerke und FM-Verantwortlichen.
Vermeidung von Kollisionen (z. B. Rohrleitungen vs. Kabeltrassen) und Berücksichtigung von Mindestabständen sowie Brandschutzmaßnahmen.
Baustellenorganisation und Sicherheit
Einrichtung sicherer Lager- und Montageplätze für Gasflaschen oder Tankanlagen, Schutz vor Beschädigungen oder unbefugtem Zugriff.
Klare Zugangs- und Verantwortungsregelungen für bauausführende Personen, z. B. Freigabeprozesse, Unterweisungen.
Test- und Abnahmephasen
Durchführung von Funktions-, Leckage- und Drucktests, ggf. Prüfungen nach DIN EN 1779 (Dichtheit) oder anderen Normen.
Erstellung eines Abnahmeprotokolls mit allen relevanten Messwerten, Inspektions- und Prüfberichten.
Einweisung der Betriebsmannschaft in Anlagenfunktionen und Sicherheitsmaßnahmen.
Dokumentation und Betriebsanweisungen
Sammlung aller relevanten Unterlagen (Pläne, Zertifikate, Prüfprotokolle, Wartungsanleitungen) in einem zentralen System (z. B. CAFM).
Erstellung klarer Betriebs- und Notfallanweisungen (z. B. bei Gasaustritt, Brand, Störfällen) inkl. Alarm- und Rettungsplan.
Schulung der Mitarbeiter
Theoretische und praktische Einweisungen in die Handhabung (Flaschentausch, Leitungen entlüften, Prüfkriterien).
Unterweisungen in Arbeitssicherheit und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Gasaustritt oder Verpuffung.
Festlegung von Wartungs- und Prüfintervallen
Erstellen eines Wartungsplans für Armaturen, Leitungen, Sensoren und Sicherheitseinrichtungen.
Periodische Wiederholungsprüfungen (z. B. nach DGUV Vorschrift 79 oder branchenrelevanten Normen).
Regelmäßige Funktionstests der Gaswarnanlage und Dokumentation im Prüfbuch.
Überwachung und Monitoring
Einsatz digitaler Systeme (z. B. SCADA, BMS, Sensorik), die Betriebsdaten (Druck, Durchfluss, Füllstände) erfassen und Trends aufzeigen.
Frühzeitige Erkennung von Leckagen, Druckabfällen oder Betriebsstörungen, um ungeplante Ausfälle zu verhindern.
Effizienzsteigerung und Kostenkontrolle
Permanente Prüfung, ob das System optimiert werden kann (z. B. Energierückgewinnung, verbesserte Isolierung, Automatisierung).
Einkaufs- und Vertragsmanagement: Vergleich von Lieferanten, Serviceverträgen und Wartungsdienstleistungen.
Regelmäßige Audits und Revisionen
Überprüfung der Anlage auf Einhaltung neuester Vorschriften und Anpassung an veränderte Betriebsbedingungen.
Dokumentation aller Änderungen (Umbauten, Austausch von Komponenten) und kontinuierliche Aktualisierung des Anlagenbestands.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Vermeidung klimaschädlicher Gase, z. B. durch Umstellung auf alternative Kühlmittel oder Prozessgase.
Kontrolle von Emissionen (z. B. Messung von Leckraten) und nachhaltige Entsorgung ausgedienter Komponenten.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Facility Management als zentraler Koordinator zwischen Bau, Technik, Sicherheit und Anwender.
Regelmäßige Abstimmungsrunden und klar definierte Verantwortlichkeiten.
Ganzheitliches Sicherheitskonzept
Von der Planung über die Bauphase bis zum Betrieb müssen Notfall- und Schutzmaßnahmen ineinandergreifen.
Berücksichtigung aller relevanten Normen, TRGS (Technische Regeln für Gefahrstoffe) und betrieblicher Vorschriften.
Klarer Kommunikationsfluss
Offene und transparente Informationsweitergabe zwischen Projektleitung, Fachplanern, Behörden und späteren Nutzern.
Dokumentation aller Planänderungen und Entscheidungen, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.
Dauerhafte Prozessoptimierung
Regelmäßige Schulungen, Audits und Nutzerfeedback sichern den langfristigen Erfolg.
Anpassungen bei Kapazitätsänderungen oder technischen Innovationen halten die Anlage auf dem neuesten Stand.